Glitch (komplette Serie) Eine Frage vorweg: Gibt es eigentlich irgendeine Mystery-Serie, die ihren Plot zufriedenstellend zu Ende bringt. Denn diese hier ist es ganz sicher nicht. Von einem guten Beginn geht es recht schnell immer weiter bergab und am Ende ist das eine Totalkatastrophe.
Aber der Reihe nach. Zunächtst mal kurz der Grundplot:
Im kleinen australischen Städtchen Yoorana kommen sechs Menschen von den Toten zurück. Allerdings nicht als blutrünstige Zombies, sondern als ganz normale Menschen, die sie auch vor ihrem Tod waren. Allerdings fehlt ihnen zunächst die Erinnerung an ihr Leben und vor allem auch an ihren Tod. Manche von ihnen sind erst vor kurzer Zeit verstorben, andere schon vor 80 oder 150 Jahren. Ein Polizist und eine Ärztin versuchen dieses ereignis vor der Öffentlichkeit zu verbergen und die Zurückgekehrten zu beschützen,
So weit so gut und spannend. Ab hier muss man die drei Staffeln (die jeweils aus sechs Folgen bestehen) einzeln betrachten und bewerten.
Staffel 1: Hier konzentriert man sich sehr auf die einzelnen Figuren, auf ihre Vergangenheit und ihre Gefühle und Traumata. Was macht es mit einem Menschen, wenn er von den Toten zurück kommt und sich alles verändert hat. Der Ehemann zum Beispiel in einer neuen Beziehung lebt und mit der ehemals besten Freundin der Verstorbenen ein gemeinsames Kind erwartet. Oder man herausfindet, dass man vor seinem Tod vergewaltigt und ermordet wurde.
Die Staffel ist größtenteils gut, da das Übernatürliche nicht so sehr im Vordergrund steht. Stattdessen geht es um die Figuren und wie sie mit der Situation klarkommen. Es gibt mysteriöse Elemente wie eine unsichtbare Grenze, die die Verstorbenen daran hindert, die Stadt zu verlassen oder einen Person, die die sechs Zurückgekehrten aus ungeklärten Gründen töten will. Das sind aber Nebenplots, die geschickt im Hintergrund bleiben.
Insgesamt sechs sehr gute Folgen, die spannend waren und Lust auf mehr gemacht haben.
Staffel 2: Schon deutlich schwächer. Die Übernatürlichen Elemente nehmen mehr Raum ein. Ein seltsamer Pharmakonzern taucht auf und will die Untoten als Versuchsobjekte benutzen. Weitere Personen sterben und kehren zurück, aber lediglich um die andere Gruppe zu töten. Die Gründe dafür bleiben unklar. Auch die Ärztin, die zuvor die Zurückgekhrten schützen wollte, scheint in ein Komplott verwickelt oder sogar für die Auferstehung verantwortlich zu sein. Die Logiklöcher werden größer, um die Figuren und ihre Gefühle geht es immer weniger. Am Ende eskaliert alles, die Grenze um die Stadt verschwindet und die Zurückgekehrten können Yoorana verlassen.
War insgesamt noch akzeptabel, auch wenn ich im Verlauf der sechs Folgen schon öfter mal mit den Augen rollen musste. Vor allem wenn immer wieder betont wurde, dass die Gruppe aus Sicherheitsgründen zusammen bleiben muss und dann zwei Minuten später alle wieder in unterschiedliche ichtungen auseinanderliefen.
Staffel 3: Eine komplette Vollkatastrophe. Es gibt Storytwists am laufenden Band und bei jedem einzelnen möchte man seinen Kopf auf die Tischplatte schlagen, weil er so unglaublich doof ist. Immer mehr Gruppen und Figuren möchten den Zurückgekehrten ans Leder, andere wechseln plötzlich die Seiten. Beides aber sehr inkonsequent. Und zwei weitere Figuren kehren aus ihren Gräbern zurück. Warum wissen vermutlich nicht mal die Macher der Serie, denn diese beiden Figuren tragen komplett nichts zur Handlung bei.
Gleichzeitig ändert sich die Ausrichtung der Serie komplett, es geht nun nämlich (fast) gar nicht mehr um persönliche Traumata, sondern die mysteriösen Elemente werden immer mehr und es gibt eine Situation, die den Weltuntergang herbeiführen könnte. Und am Ende bekommen wir ein Finale, das einfach nur komplett dumm ist und den Rest der Serie in ca. 15 Minuten komplett auf den Kopf stellt.
Ernsthaft, das war gar nichts und durch das Ende wird selbst die recht gute erste Staffel komplett abgewertet und in den Dreck gezogen. Da hätte ich mit meiner Lebenszeit deutlich besseres anstellen können.
Die Hamburger Schule Eine kurze Serie in der ARD-Mediathek. Ich bin Anfang der 90er mit der Musik der Hamburger Schule aufgewachsen, höre vieles davon auch heute noch gerne und von daher hat mich die Serie interessiert. Es sind allerdings nur 2 Folgen mit jeweils 30 Minuten Länge und ich frage mich ein wenig an wen sich das richten sollte. Menschen, die mit der Musik aufgewachsen sind, erfahren nichts Neues, für alle anderen bleibt das Ganze komplett oberflächlich und es wird einem wenig näher gebracht.
Die Auswahl der Gesprächspartner könnte man auch sehr kritisieren, einige wichtige Personen der Szene werden komplett ausgeblendet, andere die (fast) nichts mit der Hamburger Schule zu tun hatten, erhalten extrem viel Raum. Und die Macherin setzt sich auch immer mal wieder selbst in den Mittelpunkt und erwähnt mindestens dreimal, dass sie auf einem Plattencover war und auch sonst ganz viel mit den Protagonisten gefeiert und getrunken hat. Auch die Bedeutung des Musikjournalismus für das Erstarken der Szene damals wird nahezu komplett ausgespart, dabei hätte man alleine mit der Role der Spex mindestens eine ganzel Folge füllen können.
Wesentlich interessanter, aufschlussreicher und unterhaltsamerals die kurze Serie selber, war der Streit, der zwischen verschiedenen Protagonisten im Anschluss an die Ausstrahlung ausbrach. Dieser wurde dankenswerter Weise von der taz als "Hamburger Schule Gate: Eine Oral History in 7 Kapiteln" zusammengefasst:
https://blogs.taz.de/popblog/2024/06/03/hamburger-schule-gate-eine-oral-history-in-7-kapiteln/
Tatsächlich gab es dazu sogar ein Hörspiel von Schulz und Böhmermann, dass aber nach sieben Tagen wieder aus den Streams gelöscht wurde.