Ich versuche mich da mal eher allgemein zu halten, da das Empfinden, ob etwas "cool" oder "lazy" ist, eher sehr subjektiv ist und sich ebenso auch auf andere Spielelemente und (Sub)Genre anwenden ließe.
Wenn es keinen Anklang finden würde, dann wäre diese Art von Spiel sicher nicht so "beliebt" bzw. zahlreich vertreten. Auch das ist sicher eine subjektive Ansicht.
Sieht man ja auch an den ganzen Mobil-Spielen.
Hier war eben das "Ur"-Rogue von 1980 der Vater dieses Genres.
Man könnte das jetzt zweierlei sehen:
Unterstellt man jetzt den Entwickler oder den Spieler, dass sie selbst "lazy" sind?
Der Entwickler macht schnell viel Geld bei möglichst wenig (Entwicklungs)Aufwand.
Der perfekte Traum eines gelernten BWLers. =D
Dem Spieler könnte man hier allerdings genau so eine infantile und einfältige Sichtweise bescheinigen obwohl dieses Genre ja auch einen gewissen Anspruch stellt.
Sind wir mal ehrlich. Sowohl wir Spieler, als auch die Entwickler, haben sich gegenseitig erzogen.
Entweder wird man zum "Konsum-Zombie" und stumpft ab oder man wird resistent und selektiert.
Für mich wird es da immer schwieriger noch gute Spiele zu finden, obwohl ich fast alles spiele.
Ich habe einfach das Gefühl, dass die ganze Spiele-Branche irgendwie verwässert ist.
Es geht nur noch darum, den Begriff "Gaming" irgendwie gewinnbringend zu vermarkten.
Der Punkt ist:
Ein Spiel will verstanden werden.
Darum geht es auch bspw. in "Souls-Like"-Spielen.
Dark Souls stellt ja auch einen gewissen Anspruch an die Spieler dem es, meiner Meinung nach, nicht gerecht wird.
Jene Spiele welche sich an dem Prinzip ein Beispiel nahmen, haben es dann interessanter gemacht.
Mir persönlich geht es darum zu ergründen, was die Vision des Entwicklers war.
Was hat der Entwickler sich dabei gedacht?
Das heißt, wie soll ich das Spiel erfahren und lässt sich das ggf. sinnvoll ausweiten?
Für mich reicht dabei meist ein entscheidender Moment, eine Mechanik, damit ich dem Spiel noch das Prädikat "gut" geben kann.
Ich kann auch gut und gerne auf eine ausgefeilte Story verzichten, solange die Charaktere sympathisch sind oder die Spielmechanik zu begeistern weiß.
Es geht doch eigentlich viel mehr darum, ob man vom Spiel wirklich unterhalten wird oder ob das Spiel nur dazu dient, dem Spieler die Zeit zu rauben und den Entwickler zu bereichern.
Die Kunst ist, das zu erkennen.
Was deine Fragen angeht:
Genau die sind ja der Grund, warum ein solches Spielprinzip aufgeht und Anklang findet.
Manche wollen kurze, knackige Spiele ohne viel Tiefgang um eventuell entspannen zu können.
(Eine Zeit lang habe ich abends zum entspannen auch "The Surge" gespielt.) =D
Es ist eben absolut von jedem selbst abhängig ob man daran Gefallen findet.
Wichtig wäre da, meiner Meinung nach, wie gut die einzelnen Elemente des Spiels ineinandergreifen.
Also hier meine Meinung zu deinen Fragen:
Nervensaegen: Ersetzt man Spielfreunde durch Grind?
Kann ich verkraften, so lange es nicht unnötig die Spielzeit streckt und es noch einen möglichen sinnvollen Grund gibt warum man das so entworfen hat.
Hier könnte man auch die "Diablo Loot-Spirale" in den Raum werfen.
Viele Spieler haben gerade daran Freude.
Oder das Leveln in jedem RPG.
Pokémon ist da das beste Beispiel, denke ich.
Ein Beispiel was man so oder so auslegen könnte:
Die Nebenquests in JRPGs.
Das sind meist simple Fetchquests die nur dazu dienen EP zu sammeln.
Xenoblade Chronicles fällt mir da ein.
Aber auch hier ist das mit den kurzen Geschichten verbunden, welche die Auftraggeber von sich geben.
Für mich ergo vertretbar.
Nervensaegen: Zieht man damit nun ein eigentlich kurzes Spiel künstlich in die Länge?
Nicht zwangsweise, sofern nicht die (böswillige/faule) Absicht dazu erkennbar ist.
Es ist Teil des Spielprinzips und wenn man das gut verpackt dürfte das kein Problem sein.
Da fällt mir als Negativbeispiel mal Witcher 3 mit seinen Fragezeichen ein.
Gerade auf Skellige waren die total sinnfrei und eher anstrengend.
Mad Max würde ich hier positiv hervorheben, obwohl man auch immer stumpf, stupide dasselbe macht.
Aber hier wird das ganze Spiel eigentlich von der genialen Atmosphäre getragen.
So bretterte ich durchs Ödland und machte also immer wieder dasselbe.
Natürlich kann das die Spielzeit strecken...
Aber in dem Fall war es sehr gut gemacht. Und ich hatte da vorher auch Bedenken.
Ich hab das Spiel letztlich, mit allem was es zu tun gab, abgeschlossen.
So kam ich auf fast einhundert Stunden, obwohl die Story vielleicht in zehn abgeschrühstückt war.
Nervensaegen: Limitiert der Zwang, stets von vorn beginnen zu müssen, nicht obendrein die Levelgröße bzw. maximale Länge eines einzelnen Durchlaufs?
Auch hier Teil des Spielprinzips, welches durchaus so beabsichtigt sein kann.
Wenn es gut gemacht ist, dann bevorzuge ich auch lieber kleine Levels, anstatt "Open World".
Bei einem The Witcher 1 denke ich heute noch, ich würde mich in einer Open World bewegen, obwohl dem nicht so ist.
Eine wirklich "glaubwürdige" Open World habe ich auch noch nicht erlebt, auch wenn es viele gab die sich da viel Mühe geben.
Kleinere Abschnitte, die zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden, gefallen mir da meist deutlich besser.
Nervensaegen: Sollte ein Spiel wirklich so reagieren, dass der Schwierigkeitsgrad zunehmend sinkt, oder wäre es nicht besser (in Anbetracht, dass auch die Spieler beständig dazulernen) dynamisch leichter oder eben auch schwieriger zu werden, je nachdem wie viel Erfahrung und Können Spieler beweisen?
Letztlich sind all deine Fragen davon abhängig, was der Entwickler dabei gedacht hat und ob die Spieler das richtig interpretieren können. Passt es zum Rest des Spiels?
Ich denke, beides ist ok.
Bei Xenoblade Chronicles nervt es mich andauernd, wenn ich dann doch mal einen Kampf verhaue, dass ich gefragt werde ob ich den leichten Schwierigkeitsgrad aktivieren will. Nein will ich nicht. -__-
Und wenn ich mich recht entsinne, dann wird bspw. Vampyr immer schwerer umso mächtiger der Spieler wird.
Da fand ich es auch absolut unnötig, dass der Entwickler hier nachträglich mehrere Schwierigkeitsgrade eingebaut hat.
Das verwässert die ursprüngliche Spielerfahrung. Die Vision.
Man kann und man sollte es einfach nicht jedem recht machen.
Das sorgt nur für unnötig viele Kompromisse bis von dem eigentlichen Spiel nachher vielleicht nichts mehr da ist.
Natürlich wollen die Entwickler so viel wie möglich damit verdienen. Aber muss man das um jeden Preis?
Auch Nischen-Titel werden ihre Abnehmer finden und der ein oder andere Entwickler wird davon auch überleben können.
Siehe bspw. Piranha Bytes.
Wir Spieler sind einfach durch diesen ganzen "Mainsteam-Gaming"-Trend extrem verweichlicht.
Ist natürlich auch meine subjektive Meinung, aber wann habt ihr in den letzten Jahren mal etwas gespielt wobei es nicht nur darum ging den Gegner stupide zu Tode zu klicken?
Der Spieler hat durch mehre Schwierigkeitsgrade auch die Möglichkeit sich selbst um die Erfahrung zu betrügen.
Andererseits kann es das Spiel auch zugänglicher machen...
Ich habe da immer das Problem, dass mir die einzelnen Schwierigkeitsgrade zu unausgewogen sind.
Sofern man es nicht einfach erstmal ernsthaft probiert, neigt man am Anfang immer dazu etwas kategorisch abzulehnen und dies an einem seiner persönlichen Charakterzüge festzumachen.
Man ist dann schon zu bequem. Oder auch frei nach dem Motto: "Was der Bauer nicht kennt..."
Wenn ich z. B. Probleme habe mir in einem Spiel etwas zu merken nur weil es kein ausreichendes Questlog gibt, ist das für mich noch lange kein Grund das Spiel abzubrechen.
Dann mache ich mir halt Notizen, bemühe Google etc.. Möglichkeiten gibt es heute ja mehr als genug.
Sowas kann die Immersion auch steigern, weil ich mich dann intensiver mit dem Spiel beschäftige.
Solche Spiele können auch immer deutlich machen, dass man als Mensch zu viel mehr fähig sein kann, als man selbst von sich glaubt.
Für mich sind die "B-Movie-Spiele" das neue "Tripple-A". ;-)
Roguelikes haben genau so ihre Daseinsberechtigung und ihre "Nische" wie beispielsweise die Sim-Sparte.
Ich muss sowas nicht immer spielen aber manchmal schau ich auch in solche Titel. Wer weiß, vielleicht findet man doch einen kleinen Schatz? ;-)
Ich rate deshalb immer jedem einfach mal offen an alles heranzugehen was so veröffentlich wird.
So, jetzt habe ich ziemlich viel geschrieben.
Ich hoffe, es war einigermaßen nachvollziehbar. =D
Jetzt sei mal ehrlich:
Der Threadtitel ist doch gewollt so gewählt, oder?
Er "polarisiert" und "triggert".
Hat ja bei mir geklappt. =P
EDIT: diverse Anpassungen